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Ohne "Schmutz" geht es nicht

Norbert Küppers Bilder sind voller trotziger Rohheit

Die Ergebnisse eines mehrmonatigen Aufenthaltes in Florenz präsentiert Norbert Küpper in der Kölner Graphikwerkstatt.
von Jürgen Kisters

Was haben Markus Lüpertz, Käthe Kollwitz, Ernst Barlach, Georg Baselitz und Norbert Küpper gemeinsam? Sie alle erhielten den Villa-Romana-Preis, den einst der Maler Max Klinger stiftete. Weil er vom kulturellen Flair Italiens begeistert war und andererseits die deutsche Kunst den Italienern nahe bringen wollte, kaufte er 1905 einen Palast in Florenz. Seitdem wird dort jedes Jahr vier deutschen Künstlern dieser Preis verliehen, verbunden mit einen zehnmonatigen Arbeitsaufenthalt in der Villa.

Als Küpper sich nach Florenz aufmachte, gab ihm sein Künstlerfreund Andreas Vietz von der Kölner Grafikwerkstatt acht Kupfertiefdruckplatten mit, die er dort bearbeiten sollte. Sehr bald schickte Küpper die erste gestaltete Platte zum Drucken in die Heimat. Nachdem er das Ergebnis und die Platte zurück erhalten hatte, überarbeitete er sie und schickte sie erneut nach Köln. Manche Platte reiste so bis zu sechs Mal hin und her. Die Entwicklung der so bearbeiteten Platten werden mit anderen Werken aus der "Florentiner Periode" des Kölner Künstlers (Jahrgang 1964) in der Grafikwerkstatt gezeigt. Küpper präsentiert sich als äußerst leichthändiger Druckgrafiker, dem es meisterlich gelingt den Schwung der Zeichnung auf die Platte zu übertragen. Das motivische Panorama ist dabei äußerst breit. Die Gebäude- und Körperdarstellungen sind von expressiven abstrakten Elementen durchdrungen. Engelsgestalten, kraftvolle Männerfiguren, Tiere und Ornamentmuster sind durchwoben von bildernerischen Anklängen an die Kultur der Etrusker.

Im Blick auf Historisches spielt Küpper nahezu alle technische Finessen des Kupferdruckes durch und liefert ein anschauliches Plädoyer für die Aktualität dieses Mediums. Darüber hinaus sind in der Ausstellung eine Reihe von Zeichnungen, in Mischtechnik bearbeitete Holzdrucke, Ölbilder und die drei Skizzenbücher aus Küppers florentinischer Zeit zu sehen. Auffallend an allen Arbeiten ist der satte Farbgebrauch, mit dem er aus bewegten Turbulenzen Landschafen, figürliche Gestaltverwicklungen und ornamentale Szenerien herauswachsen lässt. In ihrer Gestik und Farbkraft besonders explosiv sind die Arbeiten auf Leinwand, in denen die Symmetrie der etruskischen Bidwelt auf die expressiv-anarchische Wildheit der modernen Malerei ( etwa im Stile der Gruppe Cobra) trifft. Für Küpper gehört ein gewisser "Schmutz" zur Malerei hinzu, wenn sie der gelebten Erfahrung gerecht werden will. So liegt denn die Stärke seiner Kunst in ihrer energiegeladenen Unabändigkeit, die für viele Betrachter schwer auszuhalten ist. Genau diese rotzige Rohheit macht die Klasse seiner Malerei aus. Sie lässt seine Bilder weitaus spannender erscheinen als die aktuellen Werke seiner inzwischen berühmten Villa-Romana-Stifpendiaten-Kollegen Georg Baselitz oder Markus Lüpertz.

Kölner Stadtanzeiger 15.08.2004