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Respekt ist die Grundlage für jede Kunst

Zwei Spezialistinnen: Jutta Vollmer und Anja Klafki stellen in der Graphikwerkstatt aus
Die beiden Künstlerinnen erzielen durch unterschiedliche Annäherungen spannende Resultate.

von Jürgen Kisters

"Zink Twice" bedeutet, zwei Künstlerinnen haben Platten aus Zink mehrfach miteinander ausgetauscht, um sie gemeinsam druckgrafisch zu bearbeiten, mit der Kaltnadel und im Ätzverfahren, zu behämmern oder in farblichen Abdeckungen. Über ein Dutzend solcher Gemeinschaftswerke sind im Rahmen ihres Projektes entstanden, die Jutta Vollmer (von der Kölner Grafikwerkstatt) und Anja Klafki jetzt erstmals in der Kölner Grafikwerkstatt öffentlich vorstellen. Daneben zeigen die beiden, die seit vielen Jahren auf die Kunst der Druckgrafik spezialisiert sind, individuelle Arbeiten.

Aufmerksame Beobachter finden also eine ideale Gelegenheit vor, nach Unterschieden und Gemeinsamkeiten Ausschau zu halten. Welche technischen oder inhaltlichen Finessen stammen von der einen, welche von der anderen? Wie verhält sich das eher verhaltene Farbgespür Klafkis zu Vollmers Lust am kraftvollen Farbgebrauch, wenn beides in einem Druck zusammenkommt? Wie finden der eher spielerisch-experimentierende Ansatz Vollmers und die konzeptuelle Kontrolliertheit Klafkis in der gegenseitigen Durchdringung zu einer neuen Einheit? Und welche Rolle spielt die jeweilige Handschrift des Farbauftrages und Druckvorganges der jeweiligen Künstlerin, welche die fertige Platte schließlich druckte?

Dass jedes gemeinsame Blatt zu einer Entdeckung im Unbekannten führte, belegt gerade der Vergleich mit den individuellen Arbeiten: bei Klafki stille Landschaftsstudien (in denen dem leeren weißen Papier eine entscheidende Wirksamkeit zukommt), bei Vollmer bewegte Splitter- und Wirbelformen und an archaische Zeichen erinnernde Spuren (die im formalen Feld der Kreisstruktur fokussiert sind). Besonders die enorme Offenheit ihrer gemeinsamen Komposition bestätigt ganz grundsätzlich das Gemeinschaftsprinzip künstlerischen Arbeitens.

"Das kann man nicht mit jedem und jeder machen. Man muss die andere schätzen und Respekt vor ihrer Arbeit haben", erklärt Jutta Vollmer die unverzichtbare Grundlage des künstlerischen Miteinanders. Kennen gelernt haben sich die beiden vor vier Jahren. Anja Klafki war damals Teilnehmerin einer Ausstellung, zu der die Kölner Grafikwerkstatt eine ähnliche, auf Druckgrafik spezialisierte Einrichtung aus Kiel, "Das Atelier", eingeladen hatte. Erfreut über die Ähnlichkeiten ihrer Ansätze hat sich seitdem ein freundschaftliches Verhältnis zwischen den Künstlern beider Kunstinitiativen entwickelt.

Kölner Stadtanzeiger 12.07.2003